Faszination Wildkräuter

Musik des Herzens

 

“ So wie die Wasser fließen,
fließt unser Leben,
fließt die Musik
durch uns hindurch,
erfüllt uns
öffnet unsere Herzen
und schenkt sich unserem Sein."



Neben meiner Naturverbundenheit begleitet mich auch die Musik bereits seit meiner Kindheit und ist ein treuer und kraftvoller Begleiter auf meinem Lebensweg. Bis heute.

Meine erste Flöte trat im Grundschulalter in mein Leben - damals begann ich, wie viele meiner Freundinnen auch, mit dem Blockflötenspiel. Einige Jahre später, als ich bereits das Gymnasium besuchte, weckte die Querflöte mein Interesse.

Die Flöte ist ein Instrument des Herzens.
Ihr Klang fängt dich ein und lässt dich nie mehr los.“

Und so war auch ich wild entschlossen, dieses zauberhafte Instrument näher kennenzu-
lernen. Spie
lfreude und Technik erlernte ich über viele Jahre im Einzelunterricht einer Konzertflötistin, später auch bei einem japanischen Flötisten der Musikschule Marl.
Doch was macht jemanden zu e
iner passablen Flötistin? Die Antwort ist recht einfach: Lust.
Lust auf Musik. Lust, besser zu werden.
Lust zum Lernen, Ausdauer, Bereitschaft zum Üben.

Musik füllte von nun an meinen Tag. Irgendwann gesellte sich noch eine tiefe Freude hinzu, die mich beflügelte, mit anderen im kleinen Kreis gemeinsam zu musizieren.
Schnell fanden sich Cello, Cembalo, Viola und sogar noch eine zweite Flöte.
Mit Kammermusik im Rahmen von Hauskonzerten und dem musikalischen Mitgestalten des Gottesdienstes unserer Dorfkirche war ich so als Jugendliche auf wunderbare Weise in die Welt der Töne eingebunden.

Die Seele ist symphonisch.“
( Hildegard von Bingen )

 

Heute habe ich einen anderen Anspruch an Musik. Über die Jahre meines Lebens habe ich die Erfahrung gesammelt, dass vor allem in der Improvisation von Musik etwas geschieht, dass zutiefst fasziniert:
die Begrenzungen unseres Verstandes, Raum und Zeit scheinen sich aufzulösen und wir gehen in Reso-
nanz mit etwas, dass unser Innerstes zu berühren vermag.
Etwas, dass uns daran erinnert, wer wir wirklich sind...

Musik, die im Jetzt aus dem Moment heraus entsteht. Musik des Herzens.

Vor wenigen Tagen habe ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt und in einem Workshop meine eigene Doppelton-Indianerflöte aus Schwarznussholz gebaut.

Indianerflöten sind mehr als reine Musikinstrumente und ihre spirituelle Tradition reicht weit über tausende Jahre zurück ( man fand 30'000 Jahre alte Flöten !).

Über ihre Entstehung und ihren Ursprung entstanden im Laufe der Zeit viele Mythen, Sagen und Geschichten. Es heißt, ihre Klänge vermögen die verschlossenen Tore unserer Herzen zu öffnen, so wie diese Sage erzählt...

Die Geburt der Indianerflöte

" Vor langer Zeit lebte ein junger Mann, der sehr schüchtern war. Er war tapfer in der Schlacht und führte die Büffeljagd mutig an, aber wenn es darum ging, daß er dem Mädchen, das er liebte und das er heiraten wollte, von seiner Liebe erzählen sollte, so war er zu schüchtern dazu. Während andere Männer mit ihren Werbegeschenken vor dem Tipi des Vaters standen, konnte er nur hilflos und mit zu Boden gesenkten Augen zusehen.
Tag und Nacht dachte der junge Mann an das Mädchen. In seinen Träumen stand sie vor ihm, aber sogar dann konnte er nicht den Mut fassen, um ihr von seiner Liebe zu erzählen. Er beobachtete sie aus der Ferne, wenn sie Wasser vom Fluß holte, und sein Herz war schwer, wenn er sah, wie andere junge Männer mit Leichtigkeit mit ihr sprachen. So war er sicher, daß das Mädchen keinerlei Notiz von ihm nahm.
Eines Tages verließ er wehen Herzens das Lager und wanderte einsam umher. Gedankenlos und voller Trauer nahm er seinen Bogen und schoß einen Pfeil in die Luft ab. Zu seinem Erstaunen blieb dieser hoch oben im Himmel und es schien ihm, als würde er auf etwas zeigen. Er folgte der Richtung, in die der Pfeil wies und merkte, daß er beim Gehen mit ihm Schritt hielt. So folgte er ihm den ganzen Tag, und als der Abend kam fiel der Pfeil vom Himmel und landete neben einem Bach.
Der junge Mann verbrachte die Nacht neben dem Fluß und schoss am Morgen erneut einen Pfeil in die Luft ab. Wieder blieb der Pfeil in der Luft und führte ihn weiter, um am Abend wieder neben einem Fluß vom Himmel zu fallen. So ging das ganze vier Tage lang.
Am Abend des vierten Tag begann der junge Mann am Rande eines Waldes einzuschlafen. In halbwachem Zustand, an der Grenze des Träumens, erschienen ihm zwei Elch-Männer und erzählten ihm, daß sie gekommen waren, um ihm zu helfen. "Wir sind gekommen, um dir diese Flöte zu geben", sagte einer der beiden, und als er in die Flöte blies, die er bei sich trug, ertönte ein so schöner Klang, daß sogar der Wald atemlos stand, um zuzuhören.
Der Elch-Mann sagte zu ihm: "Diese Flöte ist gefertigt aus Zedernholz, weil Zedern dort wachsen, wo die Winde blasen. Ein Specht hämmerte diese Grifflöcher mit seinem Schnabel in das Flötenrohr."
Der andere Elch-Mann sagte zu ihm: "Alle Vögel und Tiere halfen dabei, diese Flöte zu machen, und ihre Stimmen singen mit in ihrem Klang. Wenn du diese Flöte also für das Mädchen spielst, das du liebst, so singen alle unsere Stimmen mit dir. Deine Musik wird die Worte der Liebe sprechen, die deine Stimme nicht zu sprechen vermag."
Dann waren die Elch-Männer verschwunden und hinterließen ihm, auf Salbeiblättern liegend, die Flöte.
Leichten Herzens machte sich der junge Mann am nächsten Tag auf den Nachhauseweg. Während er ging, spielte er die Flöte und die Kraniche stimmten mit ein in sein Lied. Vier Tage lang wanderte er und spielte seine Musik, während er den Stimmen und Geräuschen der Tiere und Vögel lauschte. Mit seiner Flöte imitierte er diese Klänge, und aus ihnen machte er dann Melodien.
Am Abend des vierten Tages erreichte er den Hügel, der über seinem Lager lag. Dort machte er eine Pause, um seine Flöte zu spielen, und der Klang der lieblichen Musik wurde ins Lager getragen und drang dort in das Herz jeder Frau.
Aber das Mädchen, das er liebte, wußte, daß die Musik direkt zu ihrem Herzen sprach. Sie verließ ihr Tipi und ging auf den Hügel zu dem jungen Mann. Dort lauschte sie den Worten in seiner Musik, die mehr ausdrückten, als es seine Stimme je vermocht hätte."

Quelle: "Love Flute", Paul Goble (Aladdin Paperbacks, 1997), Übersetzung ins Deutsche: Bernhard Mikuskovics )

 

Holz für den beweglichen Reiter der Flöte

Die traditionelle Weise des Flötenbauens sieht die Einzigartigkeit jedes Instrumentes vor:
Weil sie ein sehr persönliches Instrument ist und meistens von demjenigen, der sie spielt, selbst gebaut wird, soll kein Instrument einem anderen gleichen, ähnlich wie ein anderes klingen oder aussehen.
Kein Baum gleicht dem anderen, kein Ast gleicht dem anderen. Jedes Instrument, dass aus dem Holz eines alten Baumes entsteht, besitzt seine eigene Persönlichkeit, sein eigenes Temperament sowie eine geheimnisvolle Weisheit...

 

Die Indianerflöte wird intuitiv gespielt und ihre Musik ergibt sich völlig aus dem Moment heraus. Der Klang, die Melodie entwickelt sich aus der Stille… und geht zurück zur Stille…

 

Dabei kommt dem Spieler zu Hilfe, dass die Indianerflöte pentatonisch gestimmt ist.
Und so kann man sich auf jeden Ton, auf jede Melodie einlassen, die einem die Flöte schenkt, und die unter den Fingern und durch den Atem spielend leicht entsteht.

 

" Die indianische Flöte
verwandelt Deinen Atem in Klang
und die Regungen Deiner Seele in Musik."